Entstehung unseres Heimatortes

Entstehung unseres Heimatortes

Zahlreiche Bodenfunde lassen den Schluss zu, dass der Mensch sich bereits seit der Altsteinzeit als Jäger und Sammler zeitweise im Bereich des heutigen Westmünsterlandes aufgehalten hat. Im Nachbarort Ramsdorf wurde u. a. ein Faustkeil entdeckt, der auf ein Alter von 80000 Jahren geschätzt wird. Beiderseits der Grenze von Südlohn und Weseke wurden Anfang des 20. Jahrhunderts zwei Steinbeile sowie Feuersteinspeerspitzen und –messer aus der Jungsteinzeit (ca. 4000-1700 v. Chr.) entdeckt. Sie belegen, dass sich gegen Ende der Jungsteinzeit die ersten Ackerbauern und Viehzüchter in unserer Heimat niederließen. Flurnamen wie „Kaarkhoff“ bei Schulte Schwering und „grooten und kleenen Haidenkarkhoff“ nördlich von Wolfering-Hagemann geben Hinweise auf frühgeschichtliche Grabfelder und Urnenfunde. Zu einer dauerhaften Besiedlung kam es aber erst im Anschluss an die Völkerwanderungszeit im 4. und 5. Jahrhundert nach Christus.

Bei der Auswahl der Siedlungsplätze in einem von Staunässe geprägten Raum war die Trockenheit des Bodens von ausschlaggebender Bedeutung. Neben den Terrassen der Bachläufe bot ein schwach ausgeprägter Höhenzug, der von Rheine über Ochtrup, Wessum, Wüllen, Stadtlohn, Südlohn bis nach Borken verläuft, in dieser Hinsicht hervorragende Voraussetzungen. Da man den leichten Sandboden mit hölzernen Ackergeräten leicht bearbeiten konnte, ließen sich die ersten Siedler bevorzugt am Rand der Höhenschwelle nieder. Zwischen Berkel und Schlinge erreicht der Höhenrücken mit einer Länge von 8 km und einer Breite von 500-1000 Metern seine größte Ausdehnung. Dieser wurde an mehreren Stellen Ausgangspunkt für die Entwicklung von Bauernschaften. In einem lang gestreckten Ring entstand hier die Urbauerschaft „Laon“. Der Name „Lo, Loo, Loh, Lon“ bedeutet soviel wie „lichter Wald, zur öffentlichen Benutzung freigegebener Buschwald“ und bezieht sich auf den Eichen-Buchenwald, der als natürliche Vegetation dieses Geländes von den ersten Siedlern als Weide für das Vieh genutzt wurde. Der Bedarf an Ackerland war zunächst noch gering. Es bestand aus blockartigen Fluren in der Nähe der Urhöfe. Das Ackerland war von Hecken umgeben, um es vor Vieh und Wild zu schützen und lässt sich anhand des Flurnamens „Woarte“ noch heute in vielen Fällen ermitteln, z. B. zwischen Epping und Wehning, bei Döbbelt, Schulte Schwering, Borgmann und im Bereich des alten Friedhofs in Südlohn.

Um das Jahr 1000 n. Chr. führte ein Wachstum der Bevölkerung zu einer Umgestaltung der Bauernschaft. Die Urhöfe wurden geteilt und die Reste des Eichen-Buchenwaldes gerodet. Das neu gewonnene Ackerland wurde in Längsstreifen geteilt, die bei einer Breite von 7-20 Metern oft eine Länge von bis zu 200 und 500 Metern erreichten. Der einzelne Bauer besaß meist 10-20 Parzellen, die mit denen seiner Nachbarn im Gemenge lagen. Die typische Bezeichnung für eine derartige Längsstreifenflur war „Esch“, in unserem Fall handelte es sich um den „Esch zu Lohn“. Im so genannte „Ewigen Roggenbau“ wurde jahrein, jahraus das gleiche Getreide angebaut. Dies war nur bei einer regelmäßigen Düngung des Bodens möglich. Gras- und Heideflächen im Gemeinheitsland wurden oberflächig abgestochen und diese Plaggen mit Stalldung vermischt auf den Acker aufgebracht. Über Jahrhunderte bildete sich so eine bis zu einen Meter dicke Humusschicht.

Der Name „Laon, Lohn“ der ersten Bauernsiedlung wurde auf zahlreiche andere Einrichtungen übertragen. So trugen der bischöfliche Amtshof am Nordrand der Siedlung den Namen „Hoff to Lohn“, die dortige Burg „Borg Lon“, und selbst die bedeutende, im Jahre 1085 erstmals urkundlich erwähnte Adelsfamilie der Region nannte sich „Grafen von Lohn“. Das Markenland östlich des Esches trug den Namen „Osterloh“, der Herrensitz östlich des Hofes Pröbsting die Bezeichnung „Haus Lohn“.

Das um 800 gegründete Kirchspiel Lohn musste aufgrund seiner Ausdehnung mehrmals verkleinert werden. Um das Jahr 985 wurde Gescher selbständige Pfarrei. 1231 wurde auch die Kapelle auf dem Schulzenhof Pröbsting im Süden des Lohner Esches zur Pfarrkirche erhoben, weil die Pfarrangehörigen wegen der weiten Wege Schwierigkeiten hatten, die kirchlichen Sakramente zu empfangen. Die Trennungslinie zur Mutterpfarre St. Otger verlief quer über den Esch zu Lohn, entlang der Höfe Duodenking (Dücking heute Kahmen) und Ebekinc (heute Eping). Die uralte Siedlungseinheit des Esches zu Lohn wurde willkürlich zerschnitten. Die beiden neuen Pfarreien nannte man nach ihrer geographischen Lage Nord- und Südlohn.

Zur Pfarrei Südlohn gehörten nunmehr die Bauernhöfe im Süden des Esches zu Lohn und die Bauernschaft Nichtern. Einen besonderen Siedlungsnamen benötigten die Bauern am Esch zunächst nicht, da es noch kein Dorf gab, von dem sie sich abgrenzen mussten. So wird die Lage des Hofes Meynhardinc (Meinert-Humberg) im Jahre 1280 ganz allgemein mit „que sita in parrochia Sutlon“ (gelegen in der Pfarrei Südlohn) angegeben. In gleicher Weise heißt es 1291 bei Wellmann (Honsel-Welsing) „domus dicte de Welle, site in parrochia Zutloen“ (das Haus genannt de Welle, gelegen in der Pfarrei Südlohn).

Der bedeutende Haupthof Pröbsting war zunächst im Besitz der Grafen von Lohn und gehörte seit 1316 dem Fürstbischof von Münster. Er war Mittelpunkt eines Hofesverbandes, zu dem u. a. die Güter Hagemann (Wolfering), Hinsenhuß (Icking-Hinske), Koenenhuß (Köhne) und Onnekinck (Schulze Wehninck) gehörten und fungierte als Holz- und Markenrichter für die gesamte Bauerschaft. Auf Grundstücken des Hofes Pröbsting bildete sich rund um die Pfarrkirche nach und nach ein Dorf. Diese Siedlung zog mit wachsender Bedeutung den Namen Südlohn immer mehr an sich. Um die Lage der Bauernhöfe zu beschreiben musste man jetzt eine Umschreibung wählen. So verkaufte am 25. Juli 1392 Jacob van Heker, Everts Sohn, das Gut Wilbertinchove (Wilper) im Kirchspiel, Bauerschaft „by den Esche“. Am 8. September 1394 verkaufte Rutgher van Wederden de olde dem Ritter Heinrich von Gemen das Erbe Heeslinck (Borgmann) im Kirchspiel Südlohn, Bauernschaft „by den Essche to Lon“. Es handelt sich hierbei um die ersten urkundlichen Erwähnungen einer vom Kirchdorf getrennten Bauernschaft. Aus der Umschreibung „by den Esche to Lon“ oder auch „Byescher“ entwickelte sich der neue Bauernschaftsname Eschlohn.

Das Einwohnerverzeichnis von 1498

Das erste vollständige Einwohnerverzeichnis des Dorfes Südlohn und der Bauernschaft Eschlohn ist aus dem Jahre 1498 überliefert. Die Originalhandschrift, die wohl vom Küster selbst angefertigt wurde, enthält alle Namen der Kirchspielseingesessenen mit den zur Kommunion zugelassenen Kindern über 12 Jahren und das Gesinde. Nicht aufgenommen wurden die Namen der Geistlichen, der Kirchenbediensteten und Adeligen.

„Item dusse nabescreuenen sijnt houers (Hofbesitzer) vnd kouers (Kötter) jn den derpe van Zutloen vnd bij den Essche:

1.        Ludike Onnekinck Katherina sijn huesfrouwe myt twen kinderen vnd Merten er knecht.    5
2.        Johan Ebbekinck, Elske uxor (Ehefrau), Johan sonne, Gese maget, Bernt vnd Dirick er knechte.    6
3.        Gert Schomeker, Ffenne uxor, Dirick vnd Johan, soens, vnd Gert er knecht.    5
4.        Dirick Scroder, Deue uxor, Lotgert filia.    3
5.        Goike Smyt, Deue uxor, Styne suster, Hermen famulus.    4
6.        Gert Onnekinck, Johan, Gert, Gese, Deue sijne kinder.    5
7.        Willem Fijen, Elske sijn huesfrouwe, Heilke sijn moder.    3
8.        Deue Molners, Alheit er dochter.    2
9.        Gese Dyrkes, Jutte des Dullen.    2
10.        Willem Schomekers, Lotgert uxor.    2
11.        Hermen Roleffs, Gese uxor, Styne er suster.    3
12.        Hinrick Naelen, Grete uxor, Johan, Alheit er kinder.    4
13.        Hinrick Besselinck, Elske syn huesfrouwe.    2
14.        Bernt Smedinck, Anne syn huesfrouwe.    2
15.        Hinrick Smyt, Alheit syn huesfrouwe.    2
16.        Elske Engelbertz, Drude er maget.    2
17.        Johan Besselinck, Mette syn huesfrouwe.    2
18.        Goike Deuen, Ffenne uxor, Thonijs er sonne.    3
19.        Egbert Meynredinck, Grete syn huesfrouwe.    2
20.        Temmele Voetes, Elske, Alheit er dochter.    3
21.        Johan Gerdes, Elske uxor, Anne vnd Gese er kinder, Stijne er maget.    5
22.        Heyne Buckes, Deue syn huesfrouwe.    2
23.        Hinrick Molner, Fije uxor    2
24.        Johan Pipers, Grete uxor.    2
25.        Hinrick Schomekers, Grete syn huesfrouwe.    2
26.        Arnt Hilbertinck, Jutte syn huesfrouwe, Elske er moder, Gese vnd Kunne er kinder.    5
27.        Hinrick vnd Gosscalck ten Hinsenhues, Deue er moder.    3
28.        Hermen Gosscalcks; Alheit uxor, Deue er moder.    3
29.        Alke vnd Deue Gosschalcks.    2
30.        Gert Koenen, Deue uxor, Johan, Arndt, Coert, Deue er kinder.    6
31.        Johan Tesinck, Styne uxor, Alheit er moder.    3
32.        Bernt ten Krummyck, Alheit uxor, Gese syn moder, Grete syn suster, Bernt syn sonne. Item Krummykes uxor.    5
33.        Heijne Leifftinck, Johan Herkinck.    2
34.        Gert Goikinck, Kunne uxor.    2
35.        Heilke ton Hungerhoue.    1
36.        Alheit Lensinck, Bernt, Hinrick, Fenne, Wibbe er kinder.    5
37.        Bernt ton Boemkampe, Lyse uxor, Stijne er dochter.    3
38.        Heyne Meynredinck, Berthe uxor, Gosschalck, Bernt, Hinrick, Johan, Stijne er kinder.    7
39.        Alheit Lensinck, Johan, Bernt, Albert, Mette er kinder.    5
40.        Gert ton Hinsenhues, Alheit uxor, Elske er maget.    3
41.        Heyne Herkinck, Alheit uxor.    2
42.        Johan Stoelldreger, Stijne syn moder.    2
43.        Hinrick Deellekamp, Grete uxor, Johan, Gese, Grete er kinder.    5
44.        Heyne Hemmynck, Alheit uxor, Joest, Johan, Berndt, Arndt, Gese, Deue er kinder.    8
45.        Johan ter Welle, Wychmoet uxor, Johan vnd Johan vnd Alheid syne kinder, Bernt er knecht.    6
46.        Goike Oetbeldinck, Hinrick, Mette, Fenne, Elske sijne kinder.    5
47.        Alheit ton Deillekampe, Mette er dochter.    2
48.        Johan schulte Prouestinck, Ermegert uxor, Goike, Joest sijne knechte, Naele, Gese sijne megede. (gestrichen)
49.        Johan Goikinck, Gese uxor, Gert sijn vader, Berndt, Dirick, Hinrick sijne broder, Alheit sijn suster.    7
50.        Willem Wilbertinck, Bathe uxor, Mette sijn dochter.    3
51.        Heijne Swytinck, Deue uxor, Hinrick, Drude er kinder.    4
52.        Heijne Smytmans knape.    1
53.        Jacob schulte Herkinck, Gese uxor, Nale syn moder, Albert syn broder.    4
54.        Wessell Tijdden, Alheit syn huesfrouwe.    2
55.        Dirick Weuer, Gese uxor, Berthe er moder.    3
56.        Bernt Leifftinck, Johan, Clawes, Jurgen, Katherina, Berthe syne kinder.    6
57.        Johan Wennekinck, Gese uxor, Wicbolt syne broder.    3
58.        Dirick Schemmekens, Deue uxor, Bernt, Lotte er kinder.    4
59.        Johan de Jodde, Hille uxor, Reynt des Jodden, Hille uxor, Goiken oren sonne, Alheit oer dochter, Goiken vnd Gerde or knechte.    8
60.        Drude ten Hage, Mette oer dochter    2
61.        Grete Recksinck, Hesselinges maget.    2
62.        Bernt Selkinck, Hinrick, Engel Klumpers sonne synt Hinrick Leifftinges knechte.    3
63.        Deue thon Boemkampe, Styne oer dochter.    2
64.        Alheit Roleffs.    1
65.        Lambert Eppinck, Gese uxor, Bernt, Gert, Gese, Kunne er kinder.    6
66.        Hilbrant Wenynck, Drude uxor, Mette sijn moder, Johan, Lijse er kinder.    5
67.        Johan Swerinck, Stijne sijn huesfrouwe, Steuen Swerinck, Gese uxor, Gosschalck, Johan, Heyne, Hinrick, Mette, Stijne er kinder.    10
68.        Arndt Wychmynck, Haseke uxor, Grete er suster.    3
69.        Hinrick de oelde Teisinck, Heilke uxor, Johan Tesinck, Stijne uxor, Heyne, Johan, Deue des oelden kinder.    7
70.        Gese Hesselinck, Grete er suster.    2
71.        Gerd Ebbinck, Gese syn huesfrouwe.    2
72.        Johan Greue, Stijne uxor, Alheit sijn moder.    3
73.        Egbert Sijbinck, Mette uxor, Johan, Lambert, Fenne Sibinck.    5
74.        Item schulten Besselinck, Odele uxor, Johan vnd Gerde or kinder, Gerde oren knecht, Stynen ynd Gesen er megede.    7
75.        Bernt Hesselinck, Alke uxor, Herbert, Johan, Euert oer Kinder, Johan knecht.    6
76.        Grete Hesselinck, Stoeldregers huesfrouwe.“    1

Das Steuerregister von 1583/84

Im Steuerregister 1583/84, dem letzten erhaltenen Verzeichnis vor einer Überlieferungslücke von fast 70 Jahren, werden erstmals die Dorfbewohner mit ihren Steuersummen separat aufgeführt:

„Die Dorffer:

Johan Micharius    3 ß
Johan Vierhuis    3 ß
Johan Gosens    3 ß
Dreckmann    1 Ortt
Herman Krosinck    3 ß
Johan van Aelten    3 ß
Henrich Smidt    1 Ortt
Gerdt Hinskens    3 ß
Johan Boueltt    3 ß
Johan Switinck    3 ß
Dirick Brockhuis    3 ß
Wentholtt    1 Ortt
Johan Klümper    pau(per)
Kemp(er) Berndt    1 Ortt
Gerdt Hovel    3 ß
Henrich Temmelen    3 ß
Johan Rauwers    3 ß
Vith Merueltz    3 ß
Gerdt Sibinck    1 Ortt
Berndt Molner    1 Ortt
Alberth Schreuen    3 ß
Heyne Willem    1 Ortt
Listeners huis    paup(er)
Wilhelm Gosens    1 Ortt
Vith Schreuen    3 ß
Henrich Herick    3 ß
Johan Wenekinck    1 Ortt
Nole Schomakers    1 Ortt
Krien van Nuis    1 Ortt
Johan Micharius    1 Ortt
Arndt Schemkens    3 ß
Werner Merueltz    1 Ortt
Herman Smidt    1 Ortt
Gerdt Micharius    paup(er)
Gerdt Rauwers    3 ß
Gerdt Dirckes    3 ß
Vith Klümp(er)    1 Ortt
Gerdt Klümp(er)    1 Ortt
Berndt Schulenborg    1 Ortt
Gerdt Loens    3 ß“

Die Steuersumme der Dorfbewohner entspricht derjenigen der kleineren Kötter oder Brinksitzer, denen sie auch in späteren Zeiten gleichgestellt werden.

Erste Planungen zur Befestigung Südlohns im Jahre 1596

Seit 1568 herrschte in den Niederlanden der Freiheitskampf gegen die Spanier, der das Hochstift Münster und das an der Grenze liegende Kirchspiel Südlohn mit zunehmender Dauer mehr und mehr in Mitleidenschaft zog. Die östlichen Niederlande mit den Festungen Bredevoort und Groenlo waren in der Hand der Spanier. Diese respektierten die Neutralität des Fürstbistums Münster nicht, sahen in ihm vielmehr ihr natürliches Hinterland. Sie waren zudem gezwungen, sich neue Nachschubquellen zu erschließen, um die Truppen verpflegen und mit Sold ausstatten zu können. Überfälle und Erpressungen verursachten den Bauern und Dorfbewohnern im Laufe der Jahre Schäden von mehreren tausend Talern – eine ungeheure Summe, wenn man bedenkt, dass ein Pferd in jener Zeit mit 15 bis 25 Talern gehandelt wurde.

Da Hilfe der münsterischen Regierung nicht zu erwarten und offener Widerstand sinnlos war, sahen die Einwohner des Dorfes Südlohn nur die Möglichkeit, sich durch eine Befestigung des Dorfes zu schützen. Eine Befestigung garantierte zwar keine vollständige Sicherheit, denn größeren Truppenverbänden würde man in keinem Fall widerstehen können, mit ihr konnten aber einzelne marodierende Reiter und Trupps wirkungsvoll an Raubzügen gehindert werden. Die kleinen tagtäglichen Überfälle, oft mit Zerstörungen und tätlichen Angriffen verbunden, verursachten nicht nur höhere finanzielle Belastungen als die relativ „geordneten“ Kontributionen, sondern bewirkten bei den Menschen ein Gefühl der ununterbrochenen Bedrohung und völligen Hilflosigkeit.

Militärische Befestigungen durften nur vom Landesfürsten oder mit dessen ausdrücklicher Genehmigung angelegt werden. Am 10. Februar 1596 wandten sich die Bewohner des Dorfes Südlohn und seiner Umgebung erstmals an die Regierung des Stiftes Münster. Mit eindringlichen Worten schilderten sie ihre verzweifelte Lage „was gestalte wir arme leute daselbsten an eiynem gar geferlichen verderbten orte unser betrubte zeit etzliche jaren bißanhero in grosser elenden und armoth vorbigebracht, in unzeliche offt und mennige todtliche gefhar zumthele brandt, roubent, ermordet, plünderet in grundliche verderbungh mit beiden krigenden partien gestanden“. Zuletzt habe man am 6. Januar an das Quartier in Bredevoort eine Kontribution von 100 Gulden liefern müssen. Am 26. des Monats sei dann ein gewaltiger Zug kaiserlichen Kriegsvolkes aus der Twente in Richtung Dorsten und Lippe gezogen, am 28. aber schon wieder in Südlohn erschienen. Das Dorf sei „mit nit gar grossen beswerlichen kosten wohl zu begraben und zu vesten“ und würde auf diese Weise auch den benachbarten fürstlichen Untertanen von Nutzen sein. Insbesondere wenn der befestigte Ort eine Besatzung münsterischer Soldaten erhielte, könnten an diesem Paß die Raubzüge auch in andere Gebiete unterbunden werden.

Die Bittschrift wurde von Gerhard Pröbsting, dem jungen Schulten des fürstbischöflichen Haupthofes, seinem Vater Johan Pröbsting und dem Küster Hermann Beyerinck persönlich nach Münster gebracht und am 12. Februar 1596 eingereicht. Man hatte die Hoffnung, gleich mit einer positiven Antwort nach Hause zurückkehren zu können, wurde aber nach drei Tagen Aufenthalt zunächst an die Amtleute in Ahaus verwiesen. In ihrem dort am 23. Februar 1596 eingereichten Schreiben gaben sie an, dass ein Drittel des Dorfes bereits von einem über mannstiefen Wasserlauf umgeben sei.

Die fürstliche Regierung stand dem Antrag durchaus positiv gegenüber. Am 15. März 1596 bedankten sich die Südlohner dafür, dass der Hauptmann Johan Rockell ihr Dorf in Augenschein genommen habe. Der Situationsplan des Dorfes Südlohn vor der Befestigung wird Ergebnis dieser Besichtigung gewesen sein. Die Südlohner setzten ihre gesamte Hoffnung in die geplante Befestigung und sahen sich ihrem Ziel schon sehr nahe. Untereinander war man sich vollkommen einig und hatte sich in Hinblick auf die zu vergrabenen Grundstücke bereits verglichen.

Anlässlich der ersten Besichtigung durch den Hauptmann Rockell entstand möglicherweise auch der erste Befestigungsplan, der das Dorf Südlohn mit Wall und Graben sowie fünf runden Bastionen zeigt. Im Grundriss beschreibt die Befestigungsanlage die Form eines Rechteckes, dessen vier Ecken mit Rondellen versehen sind. Die nördliche Längsseite springt in ihrem östlichen Abschnitt leicht vor und ist mit einem weiteren Rondell versehen. Der Wall im Süden verläuft gradlinig, doch ist hier etwa in der Mitte ein so genannter „Musekasten“ eingezeichnet. Dabei dürfte es sich um ein festes, auf Pfeilern stehendes Holzhaus nach den Vorbildern der im Münsterland und auch im Kirchspiel Südlohn weit verbreiteten Fluchtspeicher handeln. Von ihm aus konnte man wie bei den Wehrtürmen größerer Städte, auf dem langen Wallabschnitt mögliche Angreifer seitlich bekämpfen. Der „Musekasten“ lag in der Nähe der Mühle und sicherte zusätzlich ein Stauwehr zur Flutung des Stadtgrabens. Die Häuser wurden nicht maßstäblich dargestellt, um die Befestigung übersichtlicher zu machen.

Am 21. März 1596 reiste der Küster Herman Beyerinck erneut nach Münster und erläuterte Einzelheiten über die nötigen Grundstücke und die Finanzierung. Er führte aus, dass nur wenig nutzbarer Grund und Boden benötigt würde. Dabei handelte es sich um Gartenland der Dorfbewohner, das diese vom Schulten Pröbsting gepachtet hatten. Die Pachtsumme belief sich auf jährlich 3 bis 3 ½ Taler. Als Ausgleich wollte man dem Schulten das Fischereirecht in der Gräfte einräumen und, wenn nötig, noch mehr leisten. Er drängte aber auf baldige Entscheidung, da die Pflanzzeit nahe sei, „damit wyr zum werke kommen und das wyr graben mit holtz das wachsen konte bepotten mochten“. Als weiterer Vorteil wurde gesehen, dass aufgrund von Soldzahlungen in den spanischen Garnisonen keine Störungen der Bauarbeiten zu erwarten seien.

Die Regierung ließ sich nicht unter Druck setzen und forderte zunächst von den Amtleuten Heidenreich Droste und Goddert von Mervelt in Ahaus einen Bericht über die Entschädigung des Hofes Pröbsting, an der sie, da es fürstliches Eigentum betraf, besonderes Interesse hatte. Die Südlohner willigten darin ein, die Rechte des Hofes Pröbsting nicht zu schmälern und waren bereit, jährlich 3 Reichstaler als Entschädigung zu zahlen

Die Hoffnungen der Südlohner, aufgrund der Soldzahlungen längere Zeit Ruhe vor den Spaniern zu haben, erfüllten sich nicht. Am 26. April teilen sie mit, dass die Bredevoorter eine Woche zuvor in das Dorf eingefallen seien und alles genommen hätten, was ihnen brauchbar erschien. Ihnen und den benachbarten Bewohner wurde darüber hinaus eine Zahlung von 12 Reichstalern auferlegt, für jeden Tag Verzug wurde ein Fass Bier fällig.

Genau einen Monat später erfolgte ein weiterer Überfall der Garnison Groenlo, bei dem fünf Bauernhöfe und ein Kotten geplündert wurden. Gezwungenermaßen verhandelte man mit dem „Gubernator“ in der Stadt Groenlo und musste 25 Taler und 1 Molder Hafer zahlen. Schon am folgenden Tag erschienen die Soldaten aus Bredevoort und durchzogen in zwei Trupps das Dorf und das Kirchspiel. Pferde und Vieh wurden beschlagnahmt und weggeführt. Die Südlohner konnten es innerhalb 8 Tagen mit 52 Reichstalern und neun Taler „Meybier“ auslösen. Auch hier war für jeden Tag Verzug ein Fass Bier fällig. Weitere Überfälle wurden angekündigt. „Godtalmachtig und unser hohe gebietende obrigkeit wollen sich gnediglich erbarmen unsere betrangsall zu stuer kommen, damit wyr gar nit ausgedilget werden mochten.“ Weil nun die Drangsale täglich wuchsen, bat man nochmals, das kleine Dörfchen befestigen zu dürfen, „damit wyr auch diß bequeme droge wetter mit graben geprauchen mochten“.

Aus den Monaten April und Mai sind keine Antwortschreiben der Regierung überliefert. Man kann nur spekulieren, ob ihr die Entschädigung des Hofes Pröbsting nicht ausreichend oder aber das Risiko einer weiteren Konfrontation mit den Spaniern zu hoch erschien. Am 7. Juni wurde vorläufig ein letztes Bittschreiben aufgesetzt, um nicht „mit weib und armen kinder verlouffen und frembdlinge“ werden zu müssen. Man wünschte zudem die Hilfe der Nachbarkirchspiele und zwei Rotten Soldaten, die in der Kirche oder auf dem Hof Pröbsting untergebracht werden könnten, bis die Festung vollendet sei. Als wenn sie die Dringlichkeit unterstreichen wollten, wird in einer Nachschrift mitgeteilt, dass die Spanier Johan Lefftinck zu Groenlo gefangen hielten.

Die Hoffnungen des Jahresanfangs schienen verflogen. Die günstige Jahreszeit war verstrichen und Antworten der Regierung blieben aus.

15-a

Übersichtsplan des Ortes Südlohn vor der Befestigung aus der umfangreichen Korrespondenz der Jahre 1596/97 zum Antrag auf Befestigung

Die Fertigstellung der Befestigung im Jahre 1597

Im Januar 1597 wurden die Südlohner wieder aktiv, nachdem weitere Überfälle erfolgt waren. Johan Schulte Provestinck, Gerhart Provestinck und sämtliche Einwohner des Dorfs Südlohn erinnerten die Stadthalter in Münster daran, dass bereits vor Jahresfrist der Antrag auf Befestigung des Dorfes gestellt worden sei, um das nächtliche Rauben und Plündern „fangens und spannens etwas abgewandt werden konte“und damit „wyr so erbarmlich jeder zeit von der nacht und dags rauberen nit verderbt und vorthin uf den bettelstab gepracht worden“. Vergangenen Martiniabend sei das Dorf erneut vom Kriegsvolk seiner königlichen Majestät aus der Garnison Groenlo ausgeplündert worden. 72 fette Schweine, 53 Kühe mit aller Habe und Hausgerät hätten sie mitgenommen, „auch uf dem eintzigenn tach, ja in einer stunde so vil schadens erlitten, da wyr dye unkosten des begrabens hette mitausrichten mogen“. Dazu kämen die nächtlichen Überfälle, mit denen man zu jeder Zeit rechnen müsse. Jeder Erbmann des Kirchspiels habe sich mit Handschlag verpflichtet, bei den Befestigungsarbeiten zu helfen.

Ein weiterer positiver Bericht der Amtleute, unterstützt durch ein Bittschreiben des Dietherich von Viermünden, Herrn zu Oeding, ließ die Regierung schließlich einlenken. Am 1. Februar 1597 teilte sie ihren Beamten in Ahaus mit, dass sie nicht abgeneigt sei, den Bewohnern von Südlohn auf ihr mehrfaches Bitten die Genehmigung zum Befestigen ihres Dorfes zu geben. Man benötige zunächst einen Bericht, wie dieses am dienlichsten geschehen könne und welche Mittel ohne Zutun der Soldaten der Landschaft nötig wären. Man solle den Hauptmann Johan Rockell hinzuziehen, eine mit Pfählen abgesteckte Zeichnung anfertigen und diesen entscheiden lassen, wie die Begrabung vorgenommen werden sollte. Von den Südlohnern wurde eine Angabe über die gegenwärtige und zukünftige Zahl der wehrhaften Personen sowie eine Verzichterklärung (Revers) erwartet.

In dieser Erklärung mussten die mit Glockengeläut zusammengerufen Südlohner verschiedene Garantien abgeben. Sie bekundeten für sich und ihre Nachkommen an Eides statt, dass die Rechte des Landesherrn durch die Befestigung nicht beschnitten würden und sie sich keine weiteren Rechte anmaßten. Sie verpflichten sich, die Anlagen zu unterhalten, den Beamten und anderen Beauftragten der Regierung auf Wunsch die Schlüssel der Tore zu übergeben und die Befestigung auf Anordnung wieder zu beseitigen.

Noch im selben Monat führte Hauptmann Rockell eine erneute Besichtigung des Dorfes durch. Ergebnis war zunächst eine flüchtige Skizze der Befestigung, in der die anzulegenden vierkantigen Streichwehren mit den Ziffern 1 – 4 bezeichnet waren. Der Gesamtumfang der Befestigung betrug nach dem Plan 147 Roden, wobei auf einer Strecke von 48 Roden zwischen der Mühle und dem geplanten Eschtor bereits ein Graben existierte und auch an der entgegengesetzten Seite des Ortes eine „wasser stiege“ vorhanden war. Den Angaben der Südlohner zufolge konnten zu jener Zeit 75 wehrhafte Männer und Knechte aufgeboten werden, doch waren viele frühere Bewohner in die nächsten Städte, Flecken und Orte verzogen. Nach der Befestigung wollten sie zurückkehren, so dass man dann mindestens 100 Männer zur Verteidigung aufbieten könne.

Mit dem Bericht der Beamten aus Ahaus war die Regierung nicht zufrieden. Die Skizze genügte ihr nicht, sie erwartete vielmehr eine genaue, mit Pfählen abgesteckte und mit Maßen versehene Zeichnung, außerdem eine Angabe darüber, welche Dörfer und Kirchspiele zur Landfolge aufgeboten werden sollten.

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Fahne des Bürgerschützenvereins von 1956
farbige Ansicht des Ortes Südlohn mit Befestigungsanlagen nach einem Stich von 1597 auf altgoldenem Grund mit dem Titel: „Südlohn um 1606“ in Handstickerei

Am 20. April 1597 konnten die Amtleute einen verbesserten Befestigungsplan aus der Vogelperspektive vorlegen, der nunmehr eine fünfeckige Befestigung und wiederum einen „Musekasten“ vorsah. Die Eckpunkte der Befestigung waren mit vorspringenden viereckigen Bastionen verstärkt, die mit den Buchstaben A-E bezeichnet waren. Auf ihnen hatte der Hauptmann jeweils eine mannshohe, schildartige Schutzmauer mit Schießscharte vorgesehen. Die beiden Tore im Osten und Westen besaßen kleine Torhäuser aus Fachwerk und jeweils eine Zugbrücke. Um zusätzlichen Wohnraum für weggezogene oder umzusiedelnde Menschen zu schaffen, war der Bau von 29 neuen Häusern geplant. Der größte Teil dieser Häuser sollte giebelständig an einem an den nördlichen Wall angelehnten Straßenzug entstehen und zwar 15 an der nördlichen und 6 an der südlichen Straßenseite. Ein Haus war am Westtor, drei am Osttor und rechtwinklig dazu vier Häuser in einem weiteren kleinen Straßenzug geplant. Interessenten für den Bau der Häuser waren bereits vorhanden.

Der an seinem Fuß mit Holzpfählen befestigte Stadtwall stieg steil an und war an der Innenseite begehbar, wobei die Verteidiger eine bis unter die Arme reichende Brustwehr schützte.

Am 27. April 1597 bedankten sich die Südlohner für die Besichtigung durch die Beamten und den Hauptmann Rockell sowie die Genehmigung, das Dorf befestigen zu dürfen. Da die Gefahren durch den Krieg und die Belastungen durch Raub und Kontributionen weiter zunahmen, hatten sie in höchster Not „das werk in Gottes nhamen mit große fleis angefangen“. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Boden so beschaffen war, dass über siebzehnhundert Fuß mit Holz eingefasst werden mussten. Es wurde so viel Holz wie möglich zusammengebracht und mehrere Zimmerleute angestellt. Höchst notwendig sei es aber nun, dass mit dem Graben fortzufahren, „damit die benachpurten quartiren unß mit sambt deme was wyr bereitz mit großer tewrer unkosten gemacht int verderben und zu nicht machen“. Da sie selbst nicht in der Lage waren, die Gräfte allein fertig zu stellen, baten sie um die Hilfe verschiedener Kirchspiele. Schon drei Tage später ging der Befehl der Regierung an die Beamten, diese Unterstützung zu organisieren. Mitte Juni war der Ort soweit begraben, dass er im Notfall Schutz bieten konnte. Zur Fertigstellung erbaten die Südlohner die Landfolge für noch zwei weitere Tage. Ende Juli konnten die Arbeiten abgeschlossen werden.

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Fahne des St. Vitus Schützenvereins von 2002
farbige Ansichten des Mühlentores und des Eschtores aus der Befestigung Südlohns auf grünem Grund mit dem Titel: St. Vitus Schützenverein Südlohn

Die Tore trugen folgende Inschrift:

Mühlentor:
Tria placent Deo et hominibus:
Concordia fratrum, amor proximorum,
vir et mulier bene sibi consentientes.
(Drei Dinge gefallen Gott und den Menschen: Eintracht unter Brüdern, Nächstenliebe und gutes Einvernehmen zwischen Mann und Frau.)

Eschtor:
Nisi Dominus custodit civitatem,
frustra vigilat, qui custodit eam.
(Wenn der Herr die Stadt nicht bewacht, wacht der Wächter vergebens.)

Südlohn nach der Befestigung

Die Südlohner hatten sich zwar verpflichtet, die Befestigungsanlagen instand zu halten, es zeigte sich aber, dass sie dazu finanziell nicht in der Lage waren. Nach zwanzig Jahren erbaten sie daher vom Fürstbischof das Recht, zwei Jahrmärkte abhalten zu dürfen, um mit den Marktgebühren die Arbeiten ausführen zu können. Am 11. April 1617 entsprach dieser dem Antrag und führt weiter aus, er habe „einen walen und geringe festung umb gemeltes (genanntes) dorff zu ziehen gnädigst zugelassen, wadurch sie auch ein zeitlang ziemblichen schutz und rettung für die streuffende rotten und sonsten empfunden. So mangelts ihnen doch an dem vermögen, angemelten wall und festung ohne andere hülf in esse (gutem Zustand) zu erhalten. (..). So haben demnach in Ihrer churfürstlichen Durchlaucht als deß landtfürsten nahmen wir obgenannten supplicanten (Antragstellern) angemelte zwey gebettene jahrmärckte auff obspecificirte zeiten, als Viti abendt und sambstag nach Martini zugelassen, vergünstigt und verstattet. Thun auch solches hiemit und in krafft dieses, dergestalt gleichwol, daß sie solche begnadung mit gebürender bescheidenheit gebrauchen.“

Mit Befestigung und Marktrecht hatte sich Südlohn äußerlich den umliegenden Wigbolden wie Ahaus, Ottenstein, Stadtlohn oder Ramsdorf angepasst. Ob eine förmliche Anerkennung kleinstädtischer Rechte durch den Fürstbischof jemals erfolgte, ist zweifelhaft. Immerhin wird Südlohn in einer Aufstellung aller Ortschaften des Oberstiftes Münster aus dem Jahre 1622 bereits unter den Wigbolden aufgeführt, doch wechselt die Bezeichnung auch in der Folgezeit noch häufig. Die Entwicklung zur Kleinstadt verlief offensichtlich über einen längeren Zeitraum. Mit der Unterhaltung der Befestigungsanlagen, der Organisation der Verteidigung, der Besetzung der Torhäuser und der Organisation der Märkte waren kommunale Aufgaben entstanden, die eine entsprechende Verwaltungsstruktur erforderten. Nach dem Vorbild benachbarter Orte wurden jährlich zwei Bürgermeister gewählt, die seit 1631 nachweisbar sind. Damit hatte sich ein Vorgang vollzogen, der von einem Bürgermeister des 18. Jahrhunderts wie folgt beschrieben wurde: „…waßgestalt das dorf Südtlohn zur zeit Ihrer churfürstlichen durchlaucht Ernesti (Ernst von Bayern, Kurfürst von Köln und Fürstbischof von Münster) mit wall und graben umgeben, zu conservation bemelter wällen und graben
mit zweyen jahrmarckten begnädiget und also nuhnmehro anderen wigbolte gleich gemacht seye“. Abgeschlossen wurde der Stadtwerdungsprozess durch die Einführung eines Stadtsiegels, dessen ältester bekannter Abdruck aus dem Jahre 1764 stammt.